Musik-Konzerte sind etwas Wunderbares!
Es ist schön mit lieben Menschen und musikalisch Gleichgesinnten seine Lieblingsbands und -songs so richtig abzufeiern und eine/n unbeschwerten Abend/Nacht zu genießen. So wichtig, mehr denn je in dieser Zeit!
Wanda, Shout Out Louds, Voodoo Jürgens, Guns N’Roses, The Lathums/The Killers, Thees Uhlmann/The Kooks...ein Highlight nach dem anderen...und die Liste der leider Versäumten wäre mindestens ebenso lang...
WANDA, 17. Juni 2022, Wiener Stadthalle (1.Show von 2)
Auch wenn die Veröffentlichungen zuletzt nicht mehr ganz so zwingend waren, Wanda geht immer! Bologna, Bussi Baby und 1,2,3,4 sowieso! Nach einer gefühlten Ewigkeit und dreimaliger Verschiebung, war es endlich soweit. Die altehrwürdige Stadthalle, in der mich immer schöne Erinnerungen an das legendäre, aber längst vergangene Hallenturnier überkommen, recht ordentlich gefüllt, aber dennoch gemütlich. Sogar in den vordersten Frontstage Bereich gelangt man jederzeit ohne größere Schwierigkeiten oder Sondergenehmigung. Wiens größte Konzertlocation nach dem Nationalstadion muss man als österreichischer Act erst einmal halbwegs voll machen und bespielen, wenn man nicht gerade die hierzulande so beliebte Volksmusik macht, eine alte Austro-Pop-Ikone ist oder Bilderbuch angehört. Mein Respekt dafür. Und Wanda können es. Sänger Marco Michael Wanda ist ein echter Rockstar-Frontman und bringt dafür alles mit durch seine „Scheiß-mir-nix“ Mentalität. Vom Tschicken auf der Bühne, über rotzfreche Sprüche bis hin zum durchaus gewagten Vor- und Nachsing-Wettbewerb mit der Crowd. So kommt mit ihren bodenständigen und eingängigen Hits und der soliden Band richtig Stimmung auf und beschert einen vergnügten, amüsanten und kurzweiligen Konzertabend.
HIGHLIGHT: „1,2,3,4“ (es ist so schön mit dir/euch, Sing-along mit Stadionpotenzial)
SHOUT OUT LOUDS, 24. Juni 2022, Arena Halle
Eine dieser „meiner“ Bands, die mit ihrem wundervollen Gitarren- und Synthie- Pop und mitreißenden Melodien von Anfang an ans Herz gewachsen sind und ihren Platz dort nie mehr hergeben. Die Arena ist recht spärlich besucht, vermutlich diesem Konzert Overflow derzeit geschuldet. Das habe ich bei ihnen schon anders erlebt und dieses Erlebnis hatte ich bereits schon einige Male, aber niemals bereut. So auch dieses Mal nicht. Die besten Schweden seit Abba gehen auch immer! Eine ganz feine Show in intimer Atmosphäre, mit dennoch sehr guter Stimmung. Ihr Repertoire an genialen Poptunes ist mittlerweile so groß, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Ganz im Gegenteil. Ein wahres Feuerwerk ihrer besten und schönsten Nummern wie „Impossible“ (mit betörenden Lichteffekten), „Tonight I have to leave it“ (give love!), The Comeback (bei dem Sänger Adam Olenius kurzerhand von der Bühne ins Publikum steigt und den kompletten Song inmitten hingebungsvoller Begeisterung zum Besten gibt- einer von uns, zum Anfassen ohne auch nur einmal angefasst zu werden) oder „Please, please, please“ (großartig!). Dazu ein paar gute Songs der neuen Platte, die mit nur acht Stücken etwas schlank ausgefallen ist, aber durchaus zu gefallen versteht. Ein superschöner Abend voller Nostalgie, Glückseligkeit und Schmetterlingen im Bauch (nein, überall!)!
HIGHLIGHT: „Tonight I have to leave it“ (sooo schööön)
VOODOO JÜRGENS, 2. Juli 2022, Arena Open Air
Ich liebe diese ganz formidable österreichische Alternative- Szene, die keine internationalen Vergleiche mehr zu scheuen braucht. Und ich liebe den Nino aus Wien und den Voodoo mit ihren verträumt (Ersterer) und erdig (Zweiterer) vertonten Lebensgeschichten in Mundart, die man so herrlich mitsingen kann. So auch an diesem Tage und das mit vielen anderen Menschen vereint. Denn meine Lieblingslocation ist rammelvoll. Schön ist das. Und absolut verdient. Er ist schon eine sehr spezielle Erscheinung mit seinem ultraschlanken, wie man vermutet und später bestätigt wird, kratzigen 70er-Jahre Anzug. Aber die Lieder sprechen für sich und sehr viel. Aus dem echten Leben, über und für das Leben. Mal sehr lustig, dann wieder morbide, mal schräg oder derb, auch nachdenklich, aber immer unterhaltsam und bewegend. Sowohl den Körper, als auch das Gemüt. Nach etwas ruhigerem elegischen Beginn, nimmt der Gig mit dem lässigen „‘S klane Glücksspiel“ allmählich Fahrt auf und werden die bekannten Hits vom begeisterten Publikum dankend an- und aufgenommen. Mit „Anser Panier spüts auf!“ werden viele Tracks eingeleitet und die Band folgt aufs Wort und harmoniert sehr gekonnt mit dem so besonderen Liedermacher. Das ergibt Voodoo in Reinkultur, auch live überzeugend, und einen gelungenen Abend mit viel Spaß.
HIGHLIGHT: „Heite grob ma Tote aus“ (einfach ein Hammersong)
THE LATHUMS/ THE KILLERS, 12. Juli 2022, Wiener Stadthalle
Schon die Vorband ein absoluter und sehenswerter Geheimtipp. Erfrischender britischer Gitarrenpop mit Anleihen bei den legendären Smiths. Auf der riesigen Bühne verlieren sich ein paar unscheinbare, schüchtern wirkende, blasse Jungs von nebenan, aber ihre Songs haben es in sich und animieren. Perfekte Einstimmung auf den großen Main Act, bei dem ihr Sänger Alex Moore von den Killers auf die Bühne geholt wird und sie gemeinsam die ausgezeichnete Single „How beautiful life can be“ intonieren. Wie wahr. In dieser Form kann das Leben wirklich richtig schön sein!
HIGHLIGHT: „Sad Face Baby“ (Herzrasen, das bis in die Beine geht)
Doch nun zu den Killers! Man mag es kaum glauben, aber es ist tatsächlich meine Premiere! Nach dem zu Recht viel bejubelten Debut-Meisterwerk „Hot Fuss“, mit einem Indie-Kracher nach dem anderen, inklusive dem Übersong und einem meiner all-time favourites „Mr. Brightside“, aber der danach zunehmend dem Kommerz zugewandten Metamorphose ihrer Musik, haben wir uns ein bisschen aus den Augen und Herzen verloren. Meine Erwartungshaltung dementsprechend eher defensiv. Doch ich sollte sofort eines Besseren belehrt werden. Eine furiose Show, die von Anfang an mitreißend war. Gleich zum Start viele alte Klassiker vom erwähnten ersten Album, die die Halle sofort zum Kochen bringen. Und ein Brandon Flowers, der mit seinem slim-fit Anzug und perfektem Haarschnitt wie James Bond anmutet und seine Lektionen wahrlich gelernt, die Menge sofort und dauerhaft auf seiner Seite und im Griff hat. Dies lässt auch nicht mehr nach bis zum Finale Grande mit oben angesprochenem Lieblingssong, mit dem ich persönlich so viel und so viele mit mir verbinden. Grandioses Konzert. Tolle Show. Super Stimmung. Große Gesten. Viel Pathos. Bombastischer Sound. Vom Anfang bis zum Ende. Von den Herren aus Las Vegas, die als Briten durchgehen würden und damit großen Vorbildern nacheifern.
HIGHLIGHT: „Mr. Brightside“ (What else? würde Clooney fragen...it was only kiss, it was only a kiss...)
GUNS N’ ROSES, 13. Juli 2022, Wiener Ernst Happel Stadion
Auch hier hatte ich sehr viele schöne Erlebnisse. Mehr mit Fußball, aber auch mit Musik (ich sage u.a. nur U2, aber nicht Donauinsel ;-)). Muss eingangs gleich zugeben, das ist mir etwas zu wild, sind mir die Gitarren Soli irgendwann zu lange und ist als ewiger Indie-Popper nicht so ganz meine Musik. Ich muss aber auch eingestehen, dass es schon eine spannende und beeindruckende Erfahrung war, die ich nicht missen möchte. Etwas getrübt durch die meines Erachtens nicht notwendige Überlange von über drei Stunden. Mindestens ein Drittel weniger hätte wohl auch nicht gestört und der Stimmung, wie auch den in die Jahre gekommenen Rockstars gut getan. Vorwiegend Sänger Axl Rose, der zeitwillig mit leerem, wirren Blick ins Publikum verstört und Berichten zufolge mit Stimmproblemen zu kämpfen hat, dementsprechend sehr verhalten startet, oftmals auch die Bühne seiner Band alleine überlässt. Slash’s Gitarrenkünste und Präsenz sind natürlich schon gewaltig, ebenso die der beiden anderen Mitstreiter an den viel Dezibel erzeugenden Saiteninstrumenten. Generell hab‘ ich große Hochachtung was die älteren Herrschaften da auf der Stage fabrizieren und aus sich (und ihrem Equipment) noch rauszuholen vermögen. Zunächst verstehen es vor allem die zahlreichen Cover-Versionen zu überzeugen. Richtig gute Stimmung im riesigen Stadion Oval kommt allerdings erst gegen Ende auf, als die wohlbekannten alten Klassiker angestimmt werden und in die Hochblüte dieser Band zurückführen. Bei denen auch der Frontman seine Power und Stimme wiederfindet und die dann letztlich auch für so manchen anstrengenden und überlangen „Durchhänger“ zwischendurch entschädigen.
HIGHLIGHT: „November Rain“ (absolute Gänsehaut-Minuten)
THEES UHLMANN UND BAND/ THE KOOKS, 17. Juli 2022, Metastadt Wien
Der vorläufige, unerwartete Höhepunkt in diesem wilden und wundervollen Reigen! Die exzellenten Kooks mit ausgezeichnetem brandneuem Album im Gepäck inklusive der traumhaften Single „Connection“ zu Gast in Wien. Noch dazu erstmals in der coolen neuen Location, in der man sich richtig wohl fühlen kann und mich sehr an mein drittes Wohnzimmer erinnert (Arena). Also musste ich da unbedingt hin. Oba olles moi von vurn (wie der Voodoo sagen/singen würde)...
Die fabelhaften österreichischen Indie-Talente „My Ugly Clementine“ und einer unserer Lieblingsdeutschen Thees Uhlmann, ehemaliger Mastermind der stets sehr verehrten Band Tomte, vervollständigen das brillante Programm.
Mit dem alten Tomte Klassiker „Die Schönheit der Chance“ alleine nur mit Akustik- Gitarre umgeschnallt, und den Worten „Sonntag Abend in Wien! Ich liebe Sonntagsabend Konzerte und Wien und soll euch von meiner Mutter grüßen, grüß mir Wien, hat sie gemeint!“, eröffnet der etwas eigenwillige, aber sehr liebenswerte und sympathische Barde die Show. Bevor seine spielfreudige Band, inklusive stolz präsentiertem Schlagzeuger aus dem Burgenland/Mattersburg, die Stage erklimmt und eine feine Nummer nach der anderen raushaut. „Mann, hab‘ ich heute Lust zu labern“ verlautbart der sichtlich gut gelaunte Uhlmann humorvoll. Mach nur! Denn der gute Mann hat so viele besondere Geschichten und diese so schön zu erzählen. In seinen Songs und auch dazwischen. Ob über seine kleine Tochter, verschlafene Heimatorte, das Leben der Lachsfische oder Supermarkt Kassiererinnen. Und natürlich über seine große sentimentale und nostalgische Hingabe zur Musik und Lieblingsbands, die ich mit ihm absolut teile. Ihn muss man einfach mögen. Seine Lieder ebenso. Nach rund 50 Minuten ist der mitreißende Zauber mit der Single „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ (war auch das HIGHLIGHT!) leider wieder viel zu schnell vorbei, aber alles angerichtet für die Brit-Popper aus Brighton.
Ich mochte die Kooks, mit ihren sehr eingängigen, positiven, Fröhlichkeit und gute Laune versprühenden Songs, immer schon sehr. Auch die starke neue Platte nach sehr langer Pause (8 Jahre!), hat meine Aufmerksamkeit und Hingabe wieder neu zum Leben erweckt. Für mich stehen sie mit ihrer rhythmischen, druckvollen und melodischen Musik irgendwo zwischen den Beatles und den Strokes. Mal etwas verliebt und verträumt, dann wieder fetziger mit genialen Sing-alongs in kurzen, einfach strukturierten Nummer, stets sehr unterhaltend. Und beim Gig wurde mir erst wieder bewusst wie viele lässige Tracks die haben, die live sogar noch besser rüberkommen. Zumindest an diesem Abend. Eine einzige Party von der ersten bis zur letzten Sekunde vor einem überraschend relativ jungen, begeisterten Publikum. Es gibt sie ja doch noch die Indie-Kids da draußen! Wobei ich einräumen muss, dass die Kooks hier einen relativ leichten und niederschwelligen Einstieg ermöglichen. Eine wirklich geile Show, die unbewegt zu verfolgen selbst dem größten Tanzmuffel wohl sehr schwer gefallen sein muss. Eigentlich unmöglich. Sehr starke Performance, sehr guter Sound, super Setlist und so sympathische Jungs. An der unangefochtenen Spitze mit dem süß wirkenden Luke Pritchard (erklärt vielleicht den hohen und jungen Mädchenanteil), mit halboffenen weißen Schlabberhemd und schwarzer Plunderhose, ein sehr fähiger Sänger, der Bühne und Audienz gekonnt bespielt und beherrscht, zudem so eine coole Stimme und Gesang hat. Die relativ kurzen Stücke ermöglichen stattliche 23 Nummern in der perfekten rund 90-minütigen Setlist, in der keine einzige Schwachstelle auszumachen ist. Und mit dem geilen „Naive“ (mit der Ankündigung "...there is one song missing and I think you might know which it could be“) seinen finalen Höhepunkt findet. Echt sehr leiwand. Ich mochte die Kooks immer schon und ich mag sie nun mehr denn je...
HIGHLIGHT: „Always where I need to be“ (pure Energie und umwerfender Partykracher)
And there is much more to come! Noch viel mehr Spannendes und Besonderes wartet auf uns, wenn man sich so den Konzertkalender für den Rest des Jahres zu Gemüte führt....sofern es der verdammte Virus und Wiens Bürgermeister auch zulassen...und ich freue mich sehr darauf!!!
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