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AUSTRIAN INDIE CHARTS

Immer wieder begegnen uns im Leben diese Ranglisten, ob in Wirtschaft, Politik, Medien, Gesellschaft und natürlich im Sport sowieso permanent. Alles muss gemessen, sofort verglichen und irgendwie in Relation gesetzt werden. So entstehen die Rankings, die nicht immer nach rein objektiven Kriterien entstehen. Gerade in der Musik ist das mit Ausnahme von Verkaufszahlen und Airplay auch recht schwierig und der subjektive Anteil doch sehr hoch.

 

Viel kennen bestimmt das Gefühl, wenn man sich diverse Charts ansieht und gespannt ist, wie viele von den eigenen Favoriten vertreten sind und noch dazu wie weit vorne. Über manches freut, manches weniger versteht. Ganz normal.
Mich hat das aber immer schon interessiert. Vor allem die Jahres-Charts der englischen Musikpresse waren immer sehr spannend- die Top 100 Platten des Jahres, Top 50 Singles, Videos, Konzerte, beste Covers...etc. und whatever (geile Oasis Single by the way, one of their best). Oder diversen Band Specials- die besten Songs, die größten Hits, die berührendsten Balladen, die erfolgreichsten Alben, die besten Texte, die schönsten Melodien, speziellstes Artwork usw. usf.
Aufregend und die vermeintliche Wahrheit und Gültigkeit stets vorwiegend im Auge des Verfassers und die Schnittmenge mit Eigeninteresse mal größer oder kleiner.

Seit kurzem erfreue ich mich auch an so einer Aufgabe, einer weiteren schönen Aufgabe in der Musik Szene. Ich darf beim Voting der Austrian Indie Charts mitwirken. www.indiecharts.at, https://www.facebook.com/AustrianIndieCharts/

 

Die Austrian Indie Charts sind eine Plattform, auf der anhand von einigen votingberechtigten Indie DJs wöchentlich die Top30 Singles und Top 10 Album ermittelt und präsentiert werden. Wobei hierbei aus jeweils 60 Songs- und Platten- Vorschlägen die persönlichen Top Ten ausgewählt werden. Sehr cool und taugt mir sehr.

 

Und zum Start meiner Tätigkeit wurde ich vom überaus sympathischen Team der Austrian Indie Charts gleich einmal zum Interview für ihr eigenes online Magazin gebeten.
 

Indie Charts Team: Herzlich willkommen im Team der votingberechtigten Indie-Charts Djs, Michi. Du bist unsere neueste Verpflichtung, gleichzeitig wohl auch der prominenteste Zugang zu unserem Team. Erzähl mal die Geschichte wie aus dem Fußball-Star Michi Hatz der Indie-Dj Michi Hatz wurde, bzw wo die Ursprünge für deine musikalische Begeisterung liegen?

 

Michi: Vielen Dank für die herzliche und nette Aufnahme! Freu mich sehr darüber. Meine Begeisterung für die Musik hat schon sehr früh begonnen. Schon als Kind habe ich schon gerne Musik gehört und hab ja auch die für unsereins so besondere zeitlose 80er Epoche voll mitbekommen, bin in diesem Sog regelrecht mitgerissen worden. Als ich dann im Zimmer meines älteren Bruders die vom Nachbarn ausgeborgten Smiths, Cure und Depeche Mode Platten entdeckt und heimlich gehört hatte, war es komplett um mich geschehen. Diese Arten von Musik und meine vielen Bands, von U2 bis Oasis, Blur, Suede und Pulp von Clash und The Jam bis zu Kasabian, Interpol, The National oder meinen geliebten Editors (und so extrem viele mehr), wurden zu treuen Begleitern und eine große Leidenschaft. Hab mich immer sehr interessiert dafür. Das mit dem DJ ist dann aus einem Zufall im Zusammenhang mit dem Fußball entstanden. Denn irgendwann einmal vor vielen Jahren hab‘ ich dann ein paar nette Leute aus der wunderbaren Vienna Fan Szene kennen gelernt, die mich einmal gefragt haben, ob ich nicht nach einem „Derby of love“ (Vienna gegen Sportklub) auf der „after game“-Party im B72 ein bisschen beim Auflegen mitmachen möchte. Das hat mir so extrem Spaß gemacht, dass ich dort danach auch gleich den legendären Indie Club2 montags Nacht ab und zu verstärken durfte. So bin ich ein bisschen in diese Schiene gekommen und auch geblieben. War immer ein Riesen Spaß und mache ich sehr gerne, immer wieder, zuletzt sogar öfter.

Indie Charts Team: Gab es eigentlich außer dir zu deiner Zeit, bei den Mitspielern andere ähnlich musikalisch Interessierte Fußballer (von Hans Krankl und Didi Kühbauer ist es ja ebenfalls bekannt, dass es derartiges Interesse gibt)?

 

Michi: Ja, mit Hans Krankl hab ich manchmal darüber gesprochen, einmal über Queen philosophiert und über die Happy Mondays gescherzt. War beeindruckt, dass er die kannte. Er hat ja einen sehr breiten Musikgeschmack, ebenso der Didi Kühbauer. Ich war ja immer der klassische Britpopper und Indie Experte. Damit war ich aber meist alleine, aber das hat mich nicht gestört. Die Geschmäcker sind ja so verschieden und es gibt auch so viel. Mit Peter Schöttel, meinem lieben Ex-Kollegen und langjährigen Zimmerpartner, waren es auch manchmal amüsante Diskussionen. Er durfte seine Schlager im Zimmer spielen und ich dafür ab und zu auf den guten alten MTV Sender umschalten, um die neuesten Britpop-Kracher zu sehen. Franz Resch, ebenso ein Ex-Rapid Kollege Anfang der 90er Jahre hatte, natürlich aus meiner subjektiven Sicht, einen exzellenten Musikgeschmack und war auch ein großer Smiths Fan. Als ich ihn das erste Mal mit einem dieser legendären Smiths Shirts sah, hat es mich ordentlich geflasht. Sonst war meine und generell Musik nicht so präsent im Fußball damals.

 

Indie Charts Team: Was sind deine drei All Time Lieblingsplatten?

 

Michi: Oh, das sind die schweren Fragen für musikverrückte Leute wie mich. Da gibt es so viel Großartiges. Müsste ich es spontan jetzt sagen würde ich „The Queen is Dead“ von den Smiths, „Disintegration“ von The Cure und „Black Celebration“ von Depeche Mode wählen. Ganz alte Klassiker, aber ich hab so einen großen Bezug zu diesen Bands und diesen Meisterwerken, die mich immer noch berühren, auch so viele Jahre danach. Aber ich könnte natürlich noch zig Platten anführen. Oasis‘ Masterpiece „What’s the story (mornig glory)“, die ersten Wahnsinns-Alben von Placebo zum Beispiel oder so viele andere wunderbare Platten oben angeführter und auch vieler nicht angeführter Bands.

 

Indie Charts Team: Welche aktuellen Bands magst du; einerseits aus Österreich, andererseits auch international?

 

Michi: Es kommen ja immer wieder gute Sachen raus, auch wenn die Indie Musik ein wenig in den Hintergrund gedrängt wurde in letzter Zeit. Fixe Größen der letzten Jahre sind sicher Muse, Interpol, Kasabian, The National und die großartigen Editors. Auch Newcomer wie „Cigarettes after Sex“. Aber ich tu‘ mir echt schwer mit diesen Aufzählungen. Das würde den Rahmen sprengen. Ich schätze es auch sehr, wenn Bands über einen längeren Zeitraum ihr hohes Niveau halten können, was ja nicht leicht ist und nicht immer eintritt. Von der österreichischen Indie Szene bin ich hingegen schwer begeistert. Da hat sich so viel getan in den letzten Jahren. Gibt es mittlerweile so viele großartige Acts. Der liebe, und so hoch talentierte Nino aus Wien, fixe Konstanten wie Garish, die feinen Farewell Dear Ghost und Catastrophe and Cure, die so verträumte Avec, die energie-geladenen Cari Cari oder auch Press Yes, um nur ein paar von vielen zu nennen. Da ist echt viel und viel Gutes entstanden und am Markt. Das ist echt super und höre bzw. sehe ich immer sehr gerne. Wanda find ich auch richtig cool.

 

Indie Charts Team: Das beste Konzert wo du je warst?

 

Michi: Oh, nein, das gleiche Spiel von vorne. Aber hier fragt schließlich auch eine Charts-Plattform. Es ist ja kein großes Geheimnis, dass ich sehr oft und irrsinnig gerne auf Konzerten anzutreffen bin. Also Kasabian bei einem Sommer Festival in Lucca vor 2 Jahren war sensationell. Alle Placebo Konzerte früher- das war Energie pur. Eines meiner ersten Konzerte als kleiner Bub waren Queen in der Stadthalle, darauf bin ich auch ein wenig stolz. The Cure am selben Ort 1989 am Ende meiner Teenager-Zeit, ist genauso eine bleibende und sehr schöne Erinnerung. Fast jedes U2, Coldplay, Muse und natürlich Editors Konzert war ein besonderes Erlebnis. Das erste Mal meinen „alten“ und ewigen Helden Morrissey live zu sehen, lustigerweise in Bologna, war auch beeindruckend und unvergesslich. Oder Arcade Fire damals im Gasometer, hat mich schwer beeindruckt...und und und....wenn ich ein bisschen nachdenke, könnte ich hier schon wieder so viel anführen. Ach ja, die Festivals mochte ich früher auch sehr. Unser großartiges Frequency hatte auch stets viele meiner Lieblingsbands im umfassenden Schedule, dass es schon fast ein Stress war alles zu sehen. Zuletzt ja leider nicht mehr ganz so, aber das ist der Lauf der Zeit. Hat sich die Ausrichtung doch etwas verändert. Vor vielen Jahren war ich noch mit Freunden auf Ausflug zum „Rock im Park“ in Nürnberg. Das war der Hammer, da haben in 3 Tagen fast nur Lieblingsbands von uns gespielt. Der ebenso geniale Tomte Sänger Thees Uhlmann hatte sich damals bei seinem Auftritt nach Pete Doherty und den jungen Editors (noch in der Nachmittagssonne!) niedergekniet die Bühne geküßt und gesagt es sei unglaublich auf einer Bühne mit Paul Weller und Morrissey stehen zu dürfen. Ich konnte das so nachempfinden. Da war echt ein geiler Gig nach dem anderen, sodass wir uns am dritten, letzten Tag kaum noch auf den Beinen halten konnten. Sehr, sehr schöne Erinnerungen, allesamt.

 

Indie Charts Team: Für die, die dich noch nicht im Club auflegend erlebt haben; was kann man sich von einem Dj-Set bei dir erwarten, und wo legst du regelmäßig bzw in nächster Zeit so auf?

Michi: Also regelmäßig leider nicht, aber immer wieder. Wenn man bis hierher gelesen hat oder meinen Blog verfolgt, kann man sich das schon ein bisschen vorstellen in welche Richtung das geht. Da liegen natürlich auch meine Stärken. Ich spiel halt ganz gern die Klassiker und tanzbaren Indie Hits, auch wenn sie teilweise schon älter sind. Ich denke, die Leute wollen das auch hören und haben große Freude damit. „Where is my mind?“ von den Pixies, „mein“ Song „Mr.Brightside“, oder die alten Blur, Oasis oder Placebo und Muse „Hadern“ gehen immer, um nur ein paar zu nennen. Aber natürlich auch neuere Sachen. 80er kann ich glaub ich auch ganz gut, egal ob eben mehr oder weniger Mainstream. Kommt darauf an, wo ich ran darf und wie das Publikum ist. Früher in der Indie Hochblüte war es super im B72, auch mal im Chelsea oder Badeschiff. Jetzt ab und zu bei Plattenpräsentationen, am legendären Iceberg in der Arena, immer fun, oder zuletzt bei einem coolen Festl in der Ottakringer Brauerei, was mega viel Spaß gemacht hat. Zwischendurch mach ich auch immer wieder private Partys, Hochzeiten, Firmenfeiern oder sogar Sport-Galas. Da muss ich die Musikauswahl natürlich etwas adaptieren, gelingt aber auch meist recht gut. Mein Traum wäre ja sowieso ein fixer wiederkehrender Termin für unsere Generation oder auch etwas jünger, die zum Teil diese Musik auch mögen. Eine Party in einem coolen Lokal, mit ausgelassener Stimmung und ich heize als DJ richtig ein. So ein großes Angebot gibt es da ja nicht und ich denke jeder in diesem Alter (35 aufwärts) möchte ab und zu mal die „Sau rauslassen“ und einen lustigen, unbeschwerten Abend/Nacht erleben.

Indie Charts Team: Wie stehst du zu Musikwünschen von Gästen? Es gibt ja jene die das fürchterlich finden und jene die dem offen gegenüberstehen (zumindest wenn der Wunsch halbwegs zum Konzept des Abends passt).

Michi: Also eigentlich freu ich mich meistens darüber. Wir sind da ja auch nicht anders und auch ab und zu „lästig“. Und ich mache gerne Freude, geteilt ist sie ja auch noch schöner, darum ist ja auflegen so geil für mich, wenn ich mit meiner Lieblingsmusik gemeinsame Freude und gute Stimmung bereiten kann. Leider kann ich es nicht immer erfüllen, wenn ich das Lied nicht dabei habe oder wie richtigerweise angemerkt es nicht ganz reinpasst, aber da ist dann eh meist das Erstere der Grund. Aber ich bin da nicht so streng, wie manch andere DJs. ;-)

Indie Charts Team: Auf deinem sehr empfehlenswerten Blog michihatz.com gibt es (klarerweise) auch ein starkes Indie-Musiksegment mit Reviews, Interviews etc. Deine Leidenschaft geht also sogar so weit dass du auch ehrenamtlichen – und durch die Bank exzellenten - Musikjournalismus betreibst; das einzige was noch fehlt, wäre die eigene Band? Hast du je versucht ein Instrument zu lernen bzw selbst auch aktiv als Musiker in Erscheinung zu treten?

Michi: Vielen Dank für das nette Lob und die feine Wortwahl dazu. Das ehrt und freut mich immens. Wirklich sehr schön und besonders so ein positives Feedback zu bekommen. Auch das hat sich irgendwie entwickelt und ergeben. Ich schreibe einfach sehr gerne, nicht nur, aber vor allem über meine so geliebte Musik und jene, die sie erschaffen für uns Träumer und Schwelger (wie auch schon ein anderer Held von mir Oscar Wilde vor langer Zeit bereits formidabel formuliert hatte) fällt mir stets sehr viel ein. Liebe Menschen in meinem Umfeld meinten dann, dass es ganz gut wäre und ich einen Blog machen sollte. Hab mich lange gewehrt, aber mich vor mehr als einem Jahr dann doch dazu durchgerungen und eine Freude damit. Ist fast wie ein kleines Tagebuch aus meinem (Musik-) Leben. Bei einer eigenen Radio Sendung auf Radio Orange bin ich auch mittlerweile dabei und darf moderieren und gestalten (Infos ebenso auf meiner Homepage www.michihatz.com, wie auch zum DJing). War auch immer schon ein kleiner Wunsch und Traum von mir. Das sind alles sehr spannende und interessante Dinge. Aber fürs Musizieren wird es wohl nicht mehr reichen. Denke, da fehlt mir einfach das Talent dafür. Bin leider über den Blockflöten Unterricht in der Volksschule nicht hinaus gekommen und auch der hat für keine Begeisterungsstürme gesorgt. Ich bleibe beim Hören, Genießen und Wiedergeben eben dessen und das ist auch gut so. Manchmal denke ich mir schon, dass es geil wäre on stage zu stehen, aber das wird glaub ich nix mehr. Vielleicht im nächsten Leben. ;-) Bin zudem leider auch ein eher bescheidener Sänger.

Indie Charts Team: Am Ende noch einmal zurück zum runden Leder. Österreich ist mit zwei Niederlagen in die aktuelle EM-Quali gestartet (Zeitpunkt des Interviews: 25.3.2019). Ist da noch was möglich oder war`s das schon wieder für uns mit der EM 2020?

Michi: Ja, der Fußball und Sport generell ist natürlicher auch ein wichtiger und fixer Bestandteil in meinem Leben. Voll schade und unnötig, da wir im Moment wirklich sehr viele sehr gute Spieler haben, die in internationalen Top Ligen bei durchaus renommierten Vereinen ihren Mann stellen und hohe Qualität mitbringen. Stürmer fehlen uns halt, das hat eh schon jeder bemerkt und das könnte echt noch ein Problem werden. Möglich ist es sicher noch und im Sport muss man immer dran glauben. Der Druck ist halt größer geworden und das macht es nicht leichter. Bin gespannt wie sie damit umgehen werden. Ich verfolge das mit großem Interesse, ebenso meinen Heimat- und Herzensklub, der uns ja im Moment leider auch ziemliche Sorgen und nicht so viel Vergnügen bereitet. Aber ich bin immer optimistisch gewesen und werde das auch bleiben. Also glaube ich daran, dass wir die EM-Quali noch knapp schaffen und Rapid sich auch bald wieder erfängt....

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