Ed Sheeran- ein kleiner Ausflug und ein feines Konzerterlebnis der (für ihn) etwas anderen Art...
SIE hatte sich ihr Ticket schon vor Monaten gesichert, die riesige Vorfreude mit inkludiert im nicht günstigen Package. ER auf der anderen Seite hatte das durch den Hype um diese Person, sowie dem einen oder anderen Radio Dauerbrenner natürlich mitbekommen, ohne allzu großen
persönlichen Bezug dazu zu hegen.
Sie mag ED SHEERAN und seine Musik, liebt einige Nummern, allen voran den allseits bekannten Hit „Perfect“. Er kam dadurch
erst in diesen Genuss, der durchaus einer war, ganz seine Musikrichtung war es jedoch trotzdem nicht. Steht er doch diesen Mainstream Bands und Musikern, die im Radio permanent „rauf und
runter“ gespielt werden (bis man sie nicht mehr hören kann) doch meist eher skeptisch gegenüber.
Sie sprach oft davon und plante schon viele Tage zuvor den Abend, den sie so sehr herbei sehnte. Er wiederum hatte die verrückte Idee, sie einfach zu überraschen und letztlich doch
unerwarteter Weise beim Konzert zu begleiten. Er liebte es ihr eine Freude zu bereiten. Besondere Überraschungen dieser Art, erzielten genau den gleichen sehr schönen Effekt bei ihm.
Gelungen, in jeder Hinsicht. Und schließlich war auch sie stets offen für seine Lieblingsmusik und schon bei einigen seiner speziellen Indie Gigs mit von der Partie.
So fand sich das Paar gemeinsam in dem großen, altehrwürdigen Happel-Fußball-Oval wieder, in dem er vor mittlerweile langer Zeit einige schöne Erfolge feiern durfte. Kurz erinnerte er sich
mit nostalgischem Bauchgefühl daran, erzählte davon. Aufregend war das. Genauso wie sie mit Spannung und erwartungsfroh dem englischen Barden sowie Beginn harrte. Seine Erwartungen hingegen
waren nicht so hoch, genau genommen so gut wie gar keine Konkreten. Aber es würde bestimmt ein netter Abend werden. Da war er sicher. Und auf die Musik und Live Atmosphäre ist er sowieso
immer neugierig.
Wahnsinn, echt viel los da! So viele Menschen an einem Platz. Komplett voll. Die Jüngsten waren sie wenig überraschend nicht, wie auch am zeitweiligen Gekreische auszumachen war, das sich
aber glücklicherweise doch eher in Grenzen hielt. Naturgemäß viele junge Mädchen, von manchen deren Begleiter wohl einige wie er gedacht haben mussten, worüber der Sänger später noch ein paar
pointierte Bemerkungen fallen lassen sollte. Doch genauso durchmischtes Publikum. Angenehmes Publikum. Alle schienen schon bereit für dieses sommerliche Konzerthighlight in lauer, sehr warmer
Nacht unter funkelndem Wiener Sternenhimmel (die frühabendlichen dunklen Regenwolken hatten sich dankenswerterweise bereits ausreichend ausgeweint oder verzogen).
Dann ist es soweit, worauf ein ohrenbetäubendes Rauschen, das durch die geduldige Masse fegt, aufmerksam macht. Der Singer Songwriter aus Halifax, erscheint erstmals live auf den großen
Vidiwalls eingeblendet, gut gelaunt auf seinem Fußmarsch zur Bühne. Grinst übers ganze Gesicht. Von einem Ohr zum anderen. Und weit über 50.000 Menschen strahlen mit. Starke Präsenz. Da steht
er nun der kleine Mann auf der riesigen Bühne, nur mit einer Akustik-Gitarre bewaffnet. Wie soll das gehen, überlegt er still bei sich, während sie glücklich und zufrieden ihre Augen zusammen
kneift und so wie sehr, sehr viele andere rundherum auch (wie heutzutage üblich) ihre Smartphone Energie strapaziert, um damit erste Eindrücke, Impressionen und Erinnerungen
festzuhalten.
Von Ed Sheeran, dem Mensch gewordenen Teddy Bären mit dem entwaffnend treuherzigen Blick. In einfachem T-Shirt und kurzen Shorts, als wäre er grad vom Strand oder einem gemütlichen
Spaziergang gekommen. Sehr natürlich, ohne Starallüren, mit ihm würde man gern auf ein paar Bier gehen, hatte er an dem Tag im Radio von eingefleischten Fans gehört und dieser Eindruck stellt
sich unversehens auch bei ihm ein. Wie ein netter Kumpel von nebenan, der seine britischen Wurzeln im Aussehen weder verleugnen kann noch vermutlich möchte. Richtig süß, einer zum Knuddeln.
Er versteht nun das überwiegende (junge, weibliche) Zielpublikum und Fanschar, die sich genau das auch während des Gigs gegenseitig immer wieder seufzend und schmachtend zuraunen.
Der Startsong fetzt mal so richtig und reißt gleich ordentlich mit. Er ist ob der schnell gezupften Akustik-Gitarre und dem energischen Rhythmus sehr wohlklingend an seine sehr geschätzten
Mumford & Sons erinnert. „Castle On The Hill“ der Titel, wie er einen Tag später herausfinden wird. Auch die zweite Nummer macht Laune und setzt Gemüt und Körperteile in Bewegung. Er ist
positiv überrascht. Sie dadurch doppelt happy und erfreut sich sehr an dem Konzert und dem besonderen Moment.
Der Künstler bleibt tatsächlich das ganze Konzert über alleine on stage. Beeindruckend. Respekt. Anfangs noch erklärend, dass alles an dem Abend live wäre, was jedoch im Nachhinein wohl als
kleiner Scherz mit Augenzwinkern zu verstehen war. Diesen dichten, kraftvollen Sound in so einer großen Location bekommt man so nicht hin. Logo. Nicht mal mit einigen Einspielern, die er mit
großen Fußpedalen auch noch höchstpersönlich selber bedient. Stark. Bewundernswertes Multitasking. Macht aber nix. Stört auch Niemanden.
Sheerans Persönlichkeit und Gesang stehen ohnehin stets im Mittelpunkt und begeistern seine Fans und alle Zuseher. Ein sehr sympathischer Typ und sehr redselig an diesem Abend. Oder
möglicherweise immer, sinniert er beim Lauschen seiner Worte und Schmunzeln bzw. herzhaften Lachen darüber. Der Brite hat Humor und kann anscheinend auch über sich selber lachen. Gute
Eigenschaft. Erzählt offenherzig von eigenen (schüchternen) Erlebnissen und Eigenheiten und dass eben solche Niemanden davon abhalten sollten, an diesem Abend (und auch sonst) richtig
ausgelassen Spaß zu haben. Mitsingen. Mittanzen. Mitfeiern. Und so geschieht es auch. Die Stimmung ist großartig. Es geht doch nichts über das Live Erlebnis. Er ist beeindruckt von der
Druckwelle, die sich wie ein Tsunami Richtung Bühne zum geliebten und gehuldigten Star wälzt. Dazu das hell leuchtende Lichtermeer auf den Rängen, erschaffen von den grellen Punkten der
unzähligen Handy Taschenlampen.
Sanfte Balladen über die Liebe und das Leben, wie er sie vorwiegend erwartet hatte, wechseln sich jedoch auch immer wieder mit flotteren und sehr energiegeladenen Stücken ab, die manchmal
sogar an klassische, beschwingte irische Folk Musik erinnern. Kurzweilig. Sogar eine sehr geglückte Coverversion von „Feeling Good“, an dem sich seine großen Muse auch schon versucht hatten,
steht am Programm. Die Bühne, die wie ein Teil eines übergroßen Jahrmarkts-Karussells oder prunkvoller Eingang eines Broadway Theaters wirkt, wird immer wieder in sehr helles, schönes, buntes
Licht getaucht, als würde sie brennen, explodieren, ein Feuerwerk oder das Universum darstellen. Lebt von den vielen Bildschirmen, auf denen meist der Sänger in überdimensionalen Großformat
sowie animierte Farb- oder Comiceffekte eingeblendet werden. Seine Gitarre wird oft gewechselt, ohne dass sie meist ihr Aussehen oder Eigenschaften verändert. Sie rätseln darüber was es damit
wohl auf sich haben möge.
Die großen Hits dürfen klarerweise nicht fehlen. Als wenn er sie nicht eh schon selber an den geläufigen Refrains erkannt hätte, die tausenden Menschen rundherum und sie sowieso, hätten es
ihm längst ins Ohr geflüstert (begeistert gebrüllt). „Happier“, „Thinking Out Loud“ oder die Über-drüber-Herzens-Ballade „Perfect“, die Sheeran für seine Jugendliebe, die nicht zu erlöschen
gedenkt, geschrieben hatte (ja, sogar er wusste das aus der Klatschpresse, auch das erkennbare Faible für Tattoos). Wirklich berührend, wie so manch anderer Song. Und der Vollblut Musiker hat
so eine schöne Stimme und tiefgehenden Gesang. Romantisch. Verliebt. Sie hat großen Spaß, schwelgt oder tanzt mit Freude. Er nicht minder. Ein gutes Konzert.
Am Schluss nimmt der Gig noch einmal richtig Fahrt und Dynamik auf. Nun verlässt er auch immer wieder seinen zentralen Platz und wirbelt von links nach rechts und wieder zurück.
Bei der zweiten und letzten Zugabe, dem sehr wilden und ungestümen „You Need Me, I Don’t Need You“, scheint er etwas mit seinen Gitarren zu kämpfen und merkt man leider nochmals und zu
offensichtlich, dass nicht alles live ist, auch nicht jede Singstimme (was dann doch ein bisschen komisch rüber kommt). Der einzige Wermutstropfen, der der guten Stimmung aber überhaupt
keinen Abbruch tut. Vielleicht ist da der übliche Indie-Popper und -Rock n’Roller einfach anderes gewohnt und daher auch etwas überkritisch. Sei‘s drum.
Nach 17 Liedern ist wieder Schluss. Die Show hat ihm wirklich gut gefallen. Tolle Atmosphäre. Schöne Lieder. Cooler Sänger. Einmal etwas anderes. Gut so. Er hat seine spontane Idee und
Entscheidung keine Sekunde lang bereut. Sie ist sowieso glücklich. Ein schöner Abend. Eine magische Nacht in vertrauter Zweisamkeit, unter so immens vielen Leuten, die nicht stören. Auch
dafür leben sie. Schätzen und genießen sie. In vollen Zügen.
A perfect night! Again!
„...dancing in the dark with you between my arms,
barefoot on the grass, listening to our favorite song…“
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